Walter Morgenthaler (1882-1965) war von 1913 bis 1920 Psychiater in der "Bernischen kantonalen Irrenanstalt Waldau". Die von ihm gesammelten Kunstgegenstände bilden ein Herzstück der "Stiftung Psychiatrie-Museum Bern". Sie hängen mit Morgenthalers 1918 erschienen Habilitationsschrift "Übergänge zwischen Zeichnen und Schreiben bei Geisteskranken" zusammen. Heute umfasst die Sammlung rund 5000 bildnerische Werke: 2500 Bilder (Zeichnungen, Aquarelle, Ölbilder und Collagen), 1500 Textblätter (davon 2/3 in deutscher und 1/3 in französischer Sprache) sowie viele Arbeiten aus Holz, Stoff, Ton, Metall und anderen Materialien.
Nachdem Morgenthaler seine Habilitationsschrift veröffentlicht hatte, begann Hans Prinzhorn, Kunsthistoriker und Arzt der psychiatrischen Klinik Heidelberg, 1919 Belegmaterial für sein Buch "Bildnerei der Geisteskranken" zu sammeln. Dieses Werk erschien 1922 und wurde zum grössten Ereignis in der damaligen Geschichte von "Kunst und Psychiatrie". So wiesen Paul Klee und Alfred Kubin beispielsweise auf Abbildungen hin und verglichen diese mit den besten der eigenen Werke. Genau wie die "Sammlung Walter Morgenthaler" umfasst diejenige Prinzhorns rund 5000 Werke: Zeichnungen, Texte und Objekte.
Keine Frage - bei den Sammlungen Prinzhorns und Morgenthalers haben wir es mit zwei qualitativ ebenbürdigen Kollektionen zu tun, die beide weltweit einzigartig dastehen. Die "Prinzhorn Sammlung" ist nach einer wissenschaftlichen Erschliessung (finanziert von der Volkswagenstiftung) seit 2001 in einem eigenen Museum täglich der Öffentlichkeit zugänglich. Die "Sammlung Walter Morgenthaler" ist bis heute aus finanziellen Gründen noch nicht wissenschaftlich aufbereitet. Ein kleiner aber wesentlicher Teil der Kunstwerke wird nun in der ehemaligen Prosektur der Waldau der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Ausstellung ist vom 18. September 2002 an jeweils am Mittwoch zwischen 14-16 Uhr geöffnet. Zur Besichtigung melden Sie sich beim Empfang des Psychiatrie-Museums.