Psychiatrie-Museum Bern

Vom Tollhaus zur modernen Klinik

Die Zeiten, als man dachte, Menschen seien vom Teufel besessen, sind vorbei. Aber um sich klarzumachen, welchen Fortschritt die Psychiatrie machte, ist die Ausstellung im Psychiatrie-Museum mehr als nur lehrreich. Sie ist eindrücklich. Ein Rundgang führt vom Mittelalter bis zum Bau des «Tollhauses» im Jahr 1749. Weiter geht es über die Gründung der «Irren-, Heil- und Pflegeanstalt Waldau» bis zur heutigen Universitätsklinik.
Die Idee des Museums geht auf den Psychiater Walter Morgenthaler zurück. Er war es, der 1914 das Talent des Waldau-Künstlers Adolf Wölfli entdeckte. Er gab damit den Anstoss zur Beschäftigung mit der «Kunst der Geisteskranken». Und Morgenthaler war es, der erkannte, wie wichtig die Objekte in den Archiven der Klinik sind. Diesem Pionier der Psychiatrie ist es also zu verdanken, dass das heutige Museum für seine Wechselausstellungen auf hauseigene Exponate zurückgreifen kann.

HELEN LENOIR
Psychiatrie-Museum Bern
Sammlung Walter Morgenthaler
Zeichnungen und Textblätter von PatientenInnen
Dauerausstellung

Die Sammlung hängt mit Morgenthalers 1918 erschienenen Habilitationsschrift "Übergänge zwischen Zeichnen und Schreiben bei Geisteskranken" zusammen. Um Belegmaterial bemüht, durchforstete er ab 1914 8000 Krankengeschichten der Waldau. Weitere wenige Belege erhielt er auf Anfrage von anderen Schweizer Kliniken – meist von den Berner Anstalten Münsingen und Bellelay. Dieses Material ergänzte Morgenthaler mit besonderem Interesse durch Werke von Kranken, die zu seiner Zeit in der Waldau weilten. Gelegentlich forderte er einzelne Patienten ganz gezielt zum Zeichnen auf, setzte sich neben sie und notierte ihre Äusserungen sowie eigene Beobachtungen auf Beilagezetteln, die er mit den Zeichnungen zusammen in seiner Sammlung ablegte.

 

So entstand eine erste Kollektion von Patientenarbeiten, die Morgenthaler auch nach seiner Habilitation bis zum Tod seines Schützlings Adolf Wölfli 1930 weiterführte.

 

Heute umfasst die Sammlung rund 5000 bildnerische Werke: Archiviert sind über 2500 Bilder (Zeichnungen, Aquarelle, Ölbilder und Collagen), rund 1500 Textblätter (davon 2/3 in deutscher und 1/3 in französischer Sprache) sowie viele Arbeiten aus Holz, Stoff, Ton, Metall und anderen Materialien.

 

Psychiatrie-Museum Bern
Geschichte der Psychiatrie
Historische Gegenstände, Deckelbad, Zwangsmittel, Hirnanatomie, Behandlungsmethoden
Dauerausstellung

Walter Morgenthaler (1882-1965) war von 1913 bis 1920 Psychiater in der "Bernischen kantonalen Irrenanstalt Waldau". Die von ihm gesammelten Kunstgegenstände bilden ein Herzstück der "Stiftung Psychiatrie-Museum Bern". Sie hängen mit Morgenthalers 1918 erschienen Habilitationsschrift "Übergänge zwischen Zeichnen und Schreiben bei Geisteskranken" zusammen. Heute umfasst die Sammlung rund 5000 bildnerische Werke: 2500 Bilder (Zeichnungen, Aquarelle, Ölbilder und Collagen), 1500 Textblätter (davon 2/3 in deutscher und 1/3 in französischer Sprache) sowie viele Arbeiten aus Holz, Stoff, Ton, Metall und anderen Materialien.

 

Nachdem Morgenthaler seine Habilitationsschrift veröffentlicht hatte, begann Hans Prinzhorn, Kunsthistoriker und Arzt der psychiatrischen Klinik Heidelberg, 1919 Belegmaterial für sein Buch "Bildnerei der Geisteskranken" zu sammeln. Dieses Werk erschien 1922 und wurde zum grössten Ereignis in der damaligen Geschichte von "Kunst und Psychiatrie". So wiesen Paul Klee und Alfred Kubin beispielsweise auf Abbildungen hin und verglichen diese mit den besten der eigenen Werke. Genau wie die "Sammlung Walter Morgenthaler" umfasst diejenige Prinzhorns rund 5000 Werke: Zeichnungen, Texte und Objekte.

 

Keine Frage - bei den Sammlungen Prinzhorns und Morgenthalers haben wir es mit zwei qualitativ ebenbürdigen Kollektionen zu tun, die beide weltweit einzigartig dastehen. Die "Prinzhorn Sammlung" ist nach einer wissenschaftlichen Erschliessung (finanziert von der Volkswagenstiftung) seit 2001 in einem eigenen Museum täglich der Öffentlichkeit zugänglich. Die "Sammlung Walter Morgenthaler" ist bis heute aus finanziellen Gründen noch nicht wissenschaftlich aufbereitet. Ein kleiner aber wesentlicher Teil der Kunstwerke wird nun in der ehemaligen Prosektur der Waldau der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Ausstellung ist vom 18. September 2002 an jeweils am Mittwoch zwischen 14-16 Uhr geöffnet. Zur Besichtigung melden Sie sich beim Empfang des Psychiatrie-Museums.

 

Rahmenprogramm