Robert Walser-Zentrum

Das Robert Walser-Zentrum ist ein öffentliches Forschungs- und Vermittlungszentrum zu Robert Walser und Carl Seelig. Es verfügt über die Nachlässe der beiden Schriftsteller und bezweckt die Erhaltung, Erschließung, Erforschung, Vermittlung und Erweiterung der Bestände. Dazu unterhält es ein Archiv, eine Bibliothek und eine Ausstellung. Das Zentrum realisiert in eigener Regie und in Zusammenarbeit mit Partnern Forschungsprojekte, Ausstellungen, Veranstaltungen und Publikationen wie etwa die neue Kommentierte Berner Ausgabe der Werke Robert Walsers.
Das Robert Walser-Zentrum zeigt in seinen Räumlichkeiten thematisch wechselnde Ausstellungen mit Büchern, Manuskripten und Dokumenten von und zu Robert Walser und seinem Werk.

Robert Walser-Zentrum
Vernissage Narr #43 UN/GEZIEFER

Am 22. November lädt das Literaturmagazin Das Narr zur Vernissage der aktuellen Ausgabe im Robert Walser-Zentrum ein. 2024 jährt sich Kafkas Todestag zum 100. Mal. Für das Narr #43 zum Thema UN/GEZIEFER haben sich die Autor:innen mit Kafkas wuselndem literarischem Erbe auseinandergesetzt und sich den negativ besetzten Begriff des Ungeziefers positiv angeeignet.

 

Lesung: Silja Ast und LOR

Gespräch: Roman Seifert (Redaktionsmitglied Das Narr) und Reto Sorg (Leiter Robert Walser-Zentrum)

Im Anschluss an Lesung und Gespräch gibt es einen Apéro.

 

Seit 2011 publiziert das Narr Stimmen, die anderswo noch nicht gehört werden. Damit bietet es Leser:innen einen Einblick in die Literatur der Zukunft und jungen Schreibenden eine Plattform. Rund 200 Autor:innen haben im Narr publiziert und es zu einem der wichtigsten Schweizer Literaturmagazine gemacht.

 

Robert Walser-Zentrum
Götterliebling, Augenpoet, Erfolgsmensch. Karl Walser im Robert Walser-Zentrum.
Sa, 18.01.2025 – Di, 23.12.2025

Vernissage 18. und 19. Januar 2025, jeweils 11–17 Uhr

 

Karl Walser, der Bruder des Schriftstellers Robert Walser, war zu Lebzeiten ein gefrag­ter Künstler: Von den Wandmalereien im Berner Rathaus über Buchillustrationen bis zu Tapetendesign brachte er es in allen Disziplinen zur Meisterschaft. Die Ausstellung nimmt Karl Walsers Gemälde in den Blick und zeigt Werke, die noch nie in der Öffent­lichkeit zu sehen waren.

 

In Zusammenarbeit mit den Leihgebern und den Institutionen, die über Karl Walser-Bestände verfügen, finden 2025 im Robert Walser-Zentrum Vorträge, Arbeitstreffen und Workshops statt – dies auch im Hinblick auf 2027, wenn Karl Walsers 150. Geburtstag begangen wird. Das aktuelle Programm finden Sie jeweils online: www.robertwalser.ch.

 

Zur Ausstellung erscheint eine Neuauflage von Bernhard Echtes und Dominique Uldrys Buch »Seltsame Käuze, wir zwei.« Karl und Robert Walser (Nimbus Verlag); empfohlen wird auch die Neuerscheinung von Verena Senti-Schmidlin: Karl Walser. Maler, Grafiker, Bühnenbildner, Raumgestalter (Gebr. Mann Verlag).

 

Leihgeber: Bernhard Echte (Wädenswil), Familie Levy (Zürich), Neues Museum Biel, Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte SKKG (Winterthur), Alain Claude Sulzer (Basel), Daniel Thierstein (Biel), Städtische Wessenberg-Galerie Konstanz (D).

 

Mit freundlicher Unterstützung von Cornelia und Daniel Stettler.

 

Robert Walser-Zentrum
Carl Seeligs Wanderungen mit Robert Walser
Dauerausstellung

Die letzten 23 Jahre seines Lebens verbrachte Robert Walser in der psychiatrischen Klinik von Herisau, wo ihn der Journalist Carl Seelig regelmäßig besuchte. Über die gemeinsamen Ausflüge ins Umland verfasste Seelig, der auch literarisch tätig war, das Erinnerungsbuch Wanderungen mit Robert Walser. Auch wenn die Authentizität der überlieferten Gespräche umstritten ist, fasziniert das Buch, das in erweiterter Neuausgabe vorliegt, nachhaltig. Durch das verbindende Gehen und Reden wird die Ostschweizer Landschaft zum Schauplatz einer spektakulären Rekapitulation von Robert Walsers Schriftstellerleben. Die Ausstellung, die am 3. September eröffnet, inszeniert diesen suggestiven Erinnerungsraum durch das Relief der durchwanderten Gegend und eine Panoramafotografie des Blicks, der sich heute von der Klinik in Herisau aus bietet.

 

Carl Seelig war nicht nur Journalist und Schriftsteller, sondern auch Mäzen und Förderer zahlreicher Autorinnen und Autoren, insbesondere zur Zeit der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft. Ab 1936 besuchte er den in der Klinik literarisch verstummten und nahezu vergessenen Robert Walser, um mit ihm gemeinsame Ausflüge zu unternehmen. Kreuz und quer durchwandern sie die Ostschweiz, zwischen Bodensee und Säntis, Appenzellerland und Toggenburg. Ausgangs- und Endpunkt ist jeweils die Heil- und Pflegeanstalt Herisau, in der Walser seit 1933 bis zu seinem Tod 1956 lebte.

 

Carl Seeligs 1957 erstmals publiziertes Werk hat Walsers Wirkungsgeschichte stärker geprägt als jedes andere Buch. Es half, den Autor wiederzuentdecken und verlieh ihm das Image eines gutmütigen, ebenso vernünftigen wie querstehenden Königs der Spaziergänger. Zur neuen Ausstellung des Robert Walser-Zentrums erscheint der Klassiker einer literarischen Freundschaft in erweiterter Neuausgabe, die Seeligs Mehrfachrolle als Vertrauter, Vormund und Sprachrohr des Dichters deutlich macht.

 

Auf den vierundvierzig im Buch dokumentierten Wanderungen kommt Robert Walsers ganzes literarisches Leben zu Sprache – die Abenteuer des kauzigen Schweizers im mondänen Berlin ebenso wie die »bitterböse, gefährliche Schlange« der Erfolglosigkeit, die ihn 1913 zurück in die Schweiz führte. Und Seelig demonstriert, welch wacher Zeitgenosse Walser selbst in der Klinik war. Da werden Unterhaltungen über die Lieblingsautoren Heinrich von Kleist, Johann Wolfgang von Goethe und Gottfried Keller geführt, da wird über den »literarischen Cliquenbetrieb« gelästert und der eigene Misserfolg thematisiert. Stets lässt Seelig, der mit Geistesgrößen wie Thomas Mann, Nelly Sachs, Albert Einstein oder Robert Musil in Kontakt stand, dezent eigenes Wissen einfließen.

 

Die bald redselig, bald lakonisch formulierten Gespräche und Reflexionen lesen sich wie eine Autobiografie Robert Walsers – erzählt von einem andern. Mit dem ausladenden Holzrelief, das die Berner Fachhochschule in Biel hergestellt hat, und der raumfüllenden Panoramaaufnahme des Fotografen Dominique Uldry inszeniert die Ausstellung den Erinnerungsraum des Buchs, in welchem man die Wege der beiden Protagonisten suchen, verfolgen und imaginieren kann.