Museum Franz Gertsch

Die Kunst von Franz Gertsch und Wechselausstellungen

Das 2002 eröffnete und 2019 erweiterte Museum Franz Gertsch mit seinen sehr klaren, ganz im Dienst der Kunst stehenden Räumen, ist dem international bekannten Schweizer Künstler Franz Gertsch gewidmet. Neben der Kunst von Franz Gertsch zeigt das in Burgdorf bei Bern gelegene Museum regelmässig Wechselausstellungen, die ein breites Spektrum zeitgenössischer Kunst vorstellen. Weggefährten sowie vergleichbare jüngere Positionen aus dem In- und Ausland, aber auch gegensätzliche Annäherungen an die Wirklichkeit sind die Ausstellungsthemen; die Schnittstelle von Malerei und Fotografie bildet einen weiteren Schwerpunkt. Den Kern der Museumssammlung bilden die grossformatigen auf Japanpapier gedruckten Holzschnitte und die monumentalen Gemälde von Franz Gertsch ab dem Jahr 1986. Einzigartig ist der dauerhaft ausgestellte Werkzyklus der Vier Jahreszeiten, entstanden 2007 bis 2011.

Max Buri Gespräch (letztes Bild, unvollendet / last painting, unfinished), 1915 Öl auf Leinwand / Oil on canvas 121 x 150 cm Kunstsammlung / Art collection Stadt Burgdorf Foto / Photo: Pierre Montavon
Museum Franz Gertsch
Vielfältiges Emmental. Kunst aus den Gemeinden der Regionalkonferenz
bis So, 31.08.2025

Das Museum Franz Gertsch zeigt im Frühjahr/Sommer 2025 auf Anregung der Kulturkommission der Regionalkonferenz Emmental, die seit 2021 das Museum unterstützt, eine Ausstellung zum künstlerischen Schaffen aus dem Emmental. Gezeigt werden Kunstwerke von Emmentaler Künstlerinnen und Künstlern oder Werke mit Bezug zum Emmental überwiegend aus dem Besitz der 39 Gemeinden, die sich zur Regionalkonferenz zusammengeschlossen haben. Die Ausstellung spannt einen weiten Bogen von bekannten Vertretern aus dem 19./20. Jahrhundert wie Cuno Amiet (1868–1961) und Max Buri (1868–1915) hin zu jüngerer und zeitgenössischer Kunst in den Medien Malerei, Aquarell, Zeichnung, Druckgrafik, Fotografie, Objekt, Skulptur und Keramik.

 

Mit Werken von Andreas Althaus (*1951), Hansueli Anliker (1941–2008), Cuno Amiet (1868–1961), Alfred Bachmann (1880–1964), Oliviu Beldeanu (1924–1960), Manuel Burgener (*1978), Max Buri (1868–1915), Henri Georges Delacour (1878–19??), Ueli Dolder (*1951), Heinz Egger (*1937), Erika Fankhauser Schürch (*1969), Hans Gartmeier (1910–1986), Werner Gfeller (1895–1985), Jürg Grünig (*1939), Roland Kämpf (*1961), Sangwoo Kim (*1980), Hans Kohler (1939–2006), Selina Lutz (*1979), Rebecca Mäder (*1978), Willi Meister (1918–2012), Peter Merz (*1942), Ueli Mürner (*1953), Werner Neuhaus (1897–1934), Hans Nussbaumer (1920–1985), Ernst Purtschert (*1950), Aschi Rüfenacht (*1952), Jakob Siegenthaler (1884–1969), Hans Stalder (*1957), Margrit Stalder (*1956), Fritz Steffen (*1947) und Ruth Steiner (1931–2022).

 

 

 

Die 2013 gegründete Regionalkonferenz Emmental (RKE) setzt sich als Zusammenschluss von 39 Gemeinden des Emmentals für einen attraktiven Lebens-, Wirtschafts- und Freizeitraum ein und übernimmt die vom Kanton Bern an sie delegierten Aufgaben. Sie agiert als Interessensvertreterin der Emmentaler Gemeinden und engagiert sich für zukunftsgerichtete, gemeindeübergreifende und effiziente Lösungen. Räumlich erstreckt sich die Regionalkonferenz von Schangnau über Langnau und Burgdorf bis nach Bätterkinden, Utzenstorf und Zielebach. Das untere Emmental gehört geografisch zum Mittelland, während das obere Emmental mit der bekannten Hügellandschaft Teil des Napfberglandes ist.

Kulturell ist das Emmental sehr vielfältig. Zusammen mit den Standortgemeinden und dem Kanton unterstützt die Regionalkonferenz im Emmental sieben Kulturinstitutionen von mindestens regionaler Bedeutung. Neben dem Museum Franz Gertsch unterstützt die RKE folgende Institutionen: Casino Theater Burgdorf, Museum Schloss Burgdorf, Stadtbibliothek Burgdorf, Regionalmuseum Chüechlihus, Regionalbibliothek Langnau i.E., Gotthelf Zentrum Lützelflüh.

Quelle: www.region-emmental.ch

 

Den Auftakt der Ausstellung bilden atmosphärische Fotografien Emmentaler Landschaften von Ernst Purtschert aus seinem Multivisionsprojekt "Die Emme... ein zorniger Fluss... ohne Quelle!". Gemalte Landschaftsansichten aus dem Emmental, der Gegend um Niederbipp und dem Entlebuch von Ueli Dolder und Peter Merz hängen ebenfalls in diesem Raum.

 

Im nächsten Saal sind neben Leihgaben aus verschiedenen Gemeinden Werke aus der Kunstsammlung der Stadt Burgdorf, die rund 700 Werke umfasst, in grösserer Zahl vertreten. Die grösste Gemeinde der Regionalkonferenz erhielt die ersten Werke in den 1930er- und 1940er-Jahren von ortsansässigen Firmen sowie Bürgerinnen und Bürgern geschenkt und sammelt seit 1981 systematisch Kunst. Berücksichtigt werden dabei Künstlerinnen und Künstler aus Burgdorf und der Region, aber auch solche aus der Schweiz, die in Burgdorfer Galerien ausgestellt oder einen mehrmonatigen Atelier-Aufenthalt in Burgdorf hatten.

 

Chronologisch beginnt die Ausstellung mit Landschaften und je einem Selbstbildnis von Cuno Amiet und Max Buri. Die Aussicht von der Passhöhe Lueg, eben noch in der Fotografie betrachtet, begegnet uns als Gemälde wieder. Im Laufe des weiteren Rundgangs treffen die Besuchenden auf verschiedene Emmentaler Häuser von früher und heute (Werke unter anderem von Hansueli Anliker, Margrit Stalder und Roland Kämpf) sowie fein gezeichneten bis grosszügig gemalten weiteren Landschaften (unter anderem von Hans Gartmeier, Willi Meister und Hans Nussbaumer). Ruth Steiner ist mit einer farbstarken Ansicht von Burgdorf vertreten. Abstraktere und kleinteilig angelegte Werke sind unter anderem von Hans Kohler, wirkend im Bereich der Art Brut, und Jürg Grünig ausgestellt. Eine kleine Werkgruppe kreist um Schloss Thorberg (seit 1893 Justizvollzugsanstalt in der Gemeinde Krauchthal) mit dokumentarischen Fotografien des Insassen Henri Georges Delacour und einer im Gefängnis geschaffenen Skulptur des rumänischen antikommunistischen Aktivisten Oliviu Beldeanu. Gezeigt wird auch die "Denkwand" von Heinz Egger aus seinem Burgdorfer Atelier, an die er seine Skizzen, Gedanken, Zeitungsausschnitte und weiteres Material heftete. Auf einem langen Sockel zeigen wir eine Gruppe zeitgenössischer Keramik von Rebecca Mäder, Sangwoo Kim, Aschi Rüfenacht und Erika Fankhauser Schürch, deren Steinzeugreliefs je einen Quadratkilometer Emmental abbilden.

 

Aussprüche der Beteiligten zu "ihrem" Emmental ziehen sich als Zitate durch die Ausstellung. Am Ende des Rundgangs haben auch unsere Besuchenden die Möglichkeit, ihre Beziehung zum Emmental in Worte zu fassen und sich so interaktiv und emotional in die Ausstellung einzubringen.

 

Mit dieser Ausstellung bietet das Museum Franz Gertsch den Sammlungen und dem vielfältigen Kunstschaffen aus den Gemeinden des Emmentals eine Plattform in seinen Räumlichkeiten und vermittelt dasselbe zudem in einem vielseitig angelegten Veranstaltungsprogramm an die breite Öffentlichkeit.

 

Die Ausstellung wurde kuratiert von Anna Wesle und Catharina Vogel.

 

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Anya Triestram Wir sehen uns morgen, 2021 Pastell / Pastel 120 × 90 cm Privatsammlung / Private collection Freiberg © Anya Triestram
Museum Franz Gertsch
Anya Triestram. Wir sehen uns morgen
bis So, 08.06.2025

Im Kabinett des Museum Franz Gertsch zeigt die in Wien und Leipzig lebende deutsche Zeichnerin und Druckgrafikerin Anya Triestram (*1977) aktuelle Arbeiten auf Papier und Plastiken. Die floralen Motive und geometrisch-ornamentalen Flächen ihrer Pastell- und Buntstiftzeichnungen sowie der mit Harz überzogenen Linolschnitte treffen im Raum auf Asseln und Kanopen.

 

 

Im Kabinett des Museum Franz Gertsch zeigt die deutsche Zeichnerin und Druckgrafikerin Anya Triestram aktuelle Arbeiten auf Papier und Plastiken. Verschiedene Werke kommen hier zu einer Reise durch Formen und Fragmente zusammen.

 

Die an den Wänden hängenden grossformatigen, fein ausgearbeiteten Pastelle und filigranen Buntstiftzeichnungen zeigen Pflanzen und Ornamente, die die Künstlerin zu einem Bildganzen komponiert hat. Sie bewegen sich zwischen Abstraktion, Geometrie und Figuration. Ihre mit Harz überzogenen Linolschnitte bestehen aus kleinen Formen, die immer wieder neu und anders variiert und zusammengesetzt werden. Triestrams Bildtitel, ganze Sätze oder Namen, rufen vielschichtige Assoziationen hervor.

 

In der Mitte des Raums steht ein mystisches Rondell mit fünf Figuren, die an alte Kanopen erinnern. Die modellierten und teilvergoldeten Tierköpfe auf hölzernen Sockeln scheinen Geschichten zu flüstern, Geschichten von Übergängen, von Abschieden und Wiedersehen, von Transformationen. Dieses Karussell der Zeit könnte sich jeden Moment beginnen zu drehen. Rund um das Rondell am Boden sind Abgüsse von Rollasseln arrangiert, kleinen Wesen, die im Schatten leben und doch unseren Lebensraum bereichern. Ihre winzigen Körper, vergrössert in Gips eingefangen, wirken wie Artefakte, wie moderne Fossilien, die den Kreislauf von Natur und Vergänglichkeit anzeigen.

 

Alles in der Ausstellung scheint ein Gleichgewicht zu suchen, ein Gleichgewicht im Zusammenspiel von Natur und Kultur, von Vergangenheit und Zukunft. Die Schau wird zum Ort, der uns einlädt, die leisen Verbindungen in den Dingen wahrzunehmen – und das Gestern morgen mit neuen Augen zu sehen.

 

Anya Triestram wurde 1977 im thüringischen Landkreis Eichsfeld (DE) geboren, wo sie auch aufwuchs. Nach dem Studium von Kunst und Deutsch auf Lehramt an der Universität Erfurt studierte sie von 2002 bis 2007 Grafik an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig. 2008 bis 2011 schloss sie ihre Ausbildung als Meisterschülerin von Annette Schröter in der Fachklasse Malerei ab. Seit 2015 hat Triestram die Position als Senior Artist an der Universität für Angewandte Kunst Wien (AT) mit der künstlerischen und technischen Leitung für Holz- und Linolschnitt inne. Seit den späten 1990er Jahren Ausstellungstätigkeit überwiegend in Deutschland und Österreich, die Künstlerin lebt und arbeitet in Wien und Leipzig. Die Ausstellung im Museum Franz Gertsch ist Triestrams erste Einzelausstellung in der Schweiz.

 

Die Ausstellung wurde kuratiert von Anna Wesle in Zusammenarbeit mit der Künstlerin. Der Katalog zur Ausstellung erscheint bei Modo Press in Frankfurt am Main.

 

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Franz Gertsch Doris, 1989 Holzschnitt / woodcut, 218 x 157 cm Handabzug 17/18 auf Kumohadamashi Japanpapier von Heizaburo Iwano / Woodcut 17/18 on Kumohadamashi Japanese paper by Heizaburo Iwano, 244 x 184 cm Türkis verblaut / Turquoise Museum Franz Gerts
Museum Franz Gertsch
Franz Gertsch. Porträts und Naturstücke
bis So, 31.08.2025

In dieser Ausstellungsperiode sind im Museum Franz Gertsch grossformatige Malerei und Holzschnitte von Franz Gertsch zu sehen. Die Schau konzentriert sich auf Porträts und Naturstücke.

 

 

Im ersten Raum werden die vier Gräser-Gemälde aus den 1990er Jahren gezeigt, mit denen Gertsch nach einer mehrjährigen Malpause, in der er sich ausschliesslich mit der Entwicklung seiner neuen Holzschnitttechnik beschäftigt hatte, die Malerei wieder aufnahm. „Gräser I“ (1995/96) zeigt in starker Vergrösserung einen Abschnitt des schilfartigen Grases (Waldzwenke) aus seinem Garten in Rüschegg. Für „Gräser II“ (1996/97), „Gräser III“ (1997) und „Gräser IV“ (1998/99) nutzte der Künstler Ausschnitte aus dem eigenen ersten Bild als Vorlagen. Gertsch verfolgte in dieser Serie einen konzeptuellen Umgang mit der eigenen Malerei, indem er das erste Gemälde wieder aufgriff, vergrösserte und mit Ausschnitten und Belichtungen spielte.

 

Der zweite Raum der Ausstellung ist neben Schwarzwasser-Holzschnitten den grossformatigen Porträts gewidmet. Die Modelle für die hier gezeigten Drucke, „Natascha IV“ (1987/88), „Dominique“ (1988), „Doris“ (1989) und „Silvia“ (2001/02), waren junge Frauen in ihren frühen Zwanzigern aus der Umgebung und Bekanntschaft von Franz Gertsch. Mitte der 1980er Jahre hatte Gertsch seine eigene Art des grossformatigen Farbholzschnitts entwickelt, der sich in wesentlichen Punkten von seinem frühen Holzschnittwerk unterscheidet. Waren die frühen Holzschnitte im klassischen Schwarzlinienschnitt gehalten und arbeiteten mit einem System aus schwarzen Umrisslinien, sind die späteren Holzschnitte durch ein System von so genannten «Lichtpunkten» geprägt – die Darstellung des Motivs ergibt sich aus dem Zusammenspiel der hellen Stellen des Druckes. Franz Gertsch ging hier (wie bei seiner Malerei) von einer fotografischen Vorlage aus – er übersetzte das Licht einer farbigen Diaprojektion beim Bearbeiten des Druckstocks aus Lindenholz mit dem Hohleisen in ein System von hineingeschnittenen Punkten und nichtbearbeiteter Fläche. Die Holzschnitte wurden anschliessend vom Künstler und seinem Druckerteam in kleinen Auflagen von Hand auf handgeschöpftes Japanpapier gedruckt. Zu Beginn dieser Phase bearbeitete der Künstler mehrere Platten für ein Sujet und druckte dann verschiedene Motiv- und Tonplatten übereinander. In dieser Ausstellung kann man das an «Natascha IV» und «Silvia» nachvollziehen. Bei den weiteren Holzschnitten, etwa «Dominique», druckte er mit einer Platte eine Farbe und erhielt so das vollständige Bild.

 

Weitere Gemälde und Holzschnitte des Künstlers sind im Erweiterungsbau ausgestellt.

 

Die Ausstellung wurde kuratiert von Anna Wesle.

 

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Hiroshi Yoshida Fujiyama from Okitsu [Detail], 1928 27.1 x 40.5 cm
Museum Franz Gertsch
Shinhanga. Japanische Holzschnitte
Sa, 14.06.2025 – So, 31.08.2025

Die Ausstellung im Kabinett des Museum Franz Gertsch widmet sich japanischen Shinhanga-Drucken. Diese neue Art des Holzschnitts aus den 1920er bis 1960er Jahren verbindet alte Tradition und Technik mit modernen Motiven, Kompositionen und internationalen Themen. Die Schau konzentriert sich auf die ikonischen Ansichten der Schweiz, die von Hiroshi Yoshida (1876-1950) geschaffen wurden, zeigt aber auch Werke anderer Shinhanga-Künstler, die für ihre innovativen Bilder von Japan bekannt sind.

 

 

In den 1920er bis 1960er Jahren wurde in Japan eine neue Art von Holzschnitt, der Shinhanga, hergestellt. Shinhanga (wörtlich "neue Holzschnitte") wurden in Arbeitsteilung zwischen Maler, Schnitzer und Drucker hergestellt, wie es bei den traditionellen japanischen Holzschnitten der Fall ist. Sie gaben dem Holzschnitt, der durch neuere Medien wie die Fotografie und die Lithografie unter Druck geraten war, neue Impulse. Während die Techniken zur Herstellung von Shinhanga denen des traditionellen Holzschnitts ähnelten, gab es durch die verschiedenen Rezeptionen westlicher Kunst bedeutende neue Entwicklungen.

 

Dem Verleger Watanabe Shōzaburō (1885-1962) wird weithin das Verdienst zugeschrieben, diese neue Art von Holzschnitt geschaffen und damit die alte Tradition und Technik des japanischen Holzschnitts gerettet zu haben. Auch wenn seine Rolle als Retter der Tradition manchmal übertrieben wird, besteht kein Zweifel daran, dass er sie in neue Bahnen lenkte, indem er zeitgenössische Künstler anstellte, die neue Entwürfe auf der Grundlage ihrer gemalten Kompositionen anfertigten und dabei die alten Techniken des Holzschnitts verwendeten. Zu diesen von Watanabe angeheuerten Künstlern gehörten berühmte Maler wie Hashiguchi Goyō (1880-1921) und Itō Shinsui (1898-1972) für stimmungsvolle Frauenbilder, Kawase Hasui (1883–1957) und Hiroshi Yoshida (1876–1950) für romantische Landschaften sowie Dutzende anderer Künstler, einige bekannter als andere.

 

Diese Ausstellung konzentriert sich auf die Landschaften, die von diesen Künstlern geschaffen wurden. Die Künstler waren mit den älteren Landschaftsstilen von Hokusai und Hiroshige nicht mehr zufrieden, sie wollten die Tradition in neue Richtungen führen. Dazu gehörten neue Sujets, neue Kompositionen und neue internationale Themen. Hiroshi Yoshida zum Beispiel reiste auf der Suche nach neuen Themen in den Westen, wie hier mit Ansichten der Schweiz. Er stellte auch denselben Ort zu verschiedenen Tageszeiten dar, eine Idee, die er von Claude Monet und den Impressionisten übernommen hatte.

 

Es ist kein Zufall, dass viele der Käufer von Shinhanga westliche Sammler waren (wie z. B. Prinzessin Diana und Steve Jobs), denn die Holzschnitte vermitteln das Gefühl, zu einer grösseren Welt zu sprechen, obwohl sie oft Szenen aus dem traditionellen Japan zeigten. So wie Franz Gertsch für seine Holzschnitte japanisches Papier verwendete, wurde die gedruckte Kunst des zwanzigsten Jahrhunderts, ob in Japan oder in der Schweiz, in ihren Techniken, Bildern und ihrer Anziehungskraft zutiefst universal.

 

Diese Ausstellung vereint Bilder aus Japan und der Schweiz im Museum zu Ehren von Franz Gertsch, einem Mann, der ebenfalls beide Regionen überspannt hat. Die Ausstellung konzentriert sich auf die ikonischen Ansichten der Schweiz, die von Yoshida geschaffen wurden, zeigt aber auch andere Shinhanga-Künstler, die für ihre innovativen Bilder von Japan bekannt sind.

 

Die Ausstellung wird kuratiert von Prof. Dr. Hans Bjarne Thomsen. Der Katalog zur Ausstellung erscheint bei Modo Press in Frankfurt am Main.